Mythen
Die Verbrennung von Holz wird von einer Vielzahl von Mythen begleitet, die vor allem durch irreführende Werbeversprechen der Holz- und Kaminbauindustrie verstärkt werden.
Das ist falsch, denn die Holzverbrennung produziert sogar höhere CO2-Emissionen als fossile Energieträger, setzt zusätzlich hohe Mengen an Feinstaub und andere klimarelevante Emissionen wie z.B. Methan (25-mal klimaschädlicher als CO2) frei. 1 Das Heizen mit Holz ist daher nicht klimaneutral. Es wird häufig angenommen, dass Holzverbrennung klimaneutral sei, da nur die Menge CO2 freigesetzt werde, die der Wald zuvor aufgenommen habe. Die Bedingungen dafür wären aber, dass gefällte Bäume tatsächlich nachwüchsen und auch dann ergäbe sich eine zeitliche Verzögerung des CO2-Ausgleichs. Im Kontext der Klimakrise werden diese Kohlenstoff-Einbindungen in Waldholz aber eigentlich zum Ausgleich anderer unvermeidbarer CO2-Emissionen benötigt. 2
Wie viel zusätzliches CO2 du produzierst, wenn Du mit Holz-Pellets, Stückholz oder Holz-Hackschnitzel heizt, kannst du mit Hilfe des CO2-Rechner des Umweltbundesamtes ermitteln.
Das ist falsch. Zwar trägt der Straßenverkehr genau wie der gesamte Verkehrssektor zu einem großen Teil zur Luftbelastung in Köln bei, die Feinstaubemissionen von Kaminöfen sind im Vergleich um ein Vielfaches höher. So gehen selbst an Hauptstraßen die Emissionen des Straßenverkehrs in den Emissionen durch Kaminöfen unter.
In Wohngebieten, in denen Holzöfen betrieben werden, können die Feinstaubwerte schnell um den Faktor 2 bis 3x im Vergleich zu Hauptverkehrsstraßen liegen. In der Spitze sind sogar bis zu 10-fach höhere Belastungen möglich. Dies bestätigen auch Messungen an der Berrenrather Straße im Ortsteil Sülz. Die Belastung ist also dort besonders hoch, wo Menschen wohnen und z.B. auch Kinder in Kindertagesstätten oder in Schulen im Freien spielen.
Das ist falsch. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, das ist richtig. Daher gilt er für die langlebige Nutzung in Bereichen wie z.B. dem Bausektor als Material der Zukunft. Die Verbrennung von Holz durch die Industrie und private Haushalte hingegen stellt keine nachhaltige Nutzung des Rohstoffes dar.
Die steigende Nachfrage nach Brennholz in der EU führt zur Abholzung in ohnehin schon geschwächten Wäldern und dezimiert die Baumbestände, die wir als wertvolle langlebige Ressource sowie als CO2-Speicher dringend benötigen. Um die Nachfrage nach Brennholz zu decken, wird es aus anderen Regionen der Welt importiert; ein Beispiel ist der „Kahlschlag“ im rumänischen Nationalpark.
Man könnte meinen, reines Holz als Naturprodukt kann keine schädlichen Stoffe enthalten, wenn es verbrannt wird. Diese Annahme ist jedoch falsch. Die Verbrennung von Holz im Kamin entspricht einem Waldbrand im Wohnzimmer. Beim Verbrennungsprozess von Holz – wie bei vielen Verbrennungsprozessen bei hohen Temperaturen – wird eine Vielzahl von Schadstoffen freigesetzt, darunter z.B. Kohlenstoffmonoxid, Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Feinstaub, Ruß und Dioxin. Diese sind nachweislich gesundheitsschädlich.
Das ist falsch, denn Holzverbrennung ist schädlich und sollte daher in den ersten Entwürfen der Neuregelungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) durch ein Verbot von Holzheizungen im Neubau eingegrenzt werden. Der Einbau sollte künftig nur noch erlaubt sein, sofern die Holzheizung mit einer Solaranlage für die Warmwasserbereitung (Solarthermie oder Photovoltaik) kombiniert wird. Außerdem sollte der Einbau von Staubfiltern verpflichtend sein. 3 Durch gezielte Lobbyarbeit auf EU und Bundesebene und durch Unterstützung der FDP für Technologieoffenheit wurde Holz weiterhin als erneuerbarer Energieträger eingestuft und das geplante Verbot bzw. die zusätzlichen Anforderungen zur Schadstoffvermeidung gestrichen. 4 Das Umweltbundesamt kritisiert die weitere Förderung der Holzverbrennung in Bezug auf den Klimaschutz.
Der Stadt Köln ist die Problematik jedoch insofern bekannt, dass im städtischen Förderprogramm “Zuschuss zur Bundesförderung – Klimafreundliches Wohnen” Pelletöfen, Scheitholzkessel und Holzhackschnitzelkessel von der Förderung ausgeschlossen sind. 6
Das ist falsch, denn deine Wetter-App zeigt dir nicht die Schadstoffbelastung an, der du tatsächliche in deinem Veedel ausgesetzt bist. Dies hat zwei Ursachen.
Ursache 1 – Orte der Messstationen
Die meisten Wetter-Apps benutzen als Datengrundlage Messergebnisse offizieller Messstationen. Dies ist zunächst ein korrektes Vorgehen, da offizielle Messstationen über professionelle und geeichte Messgeräte verfügen. Köln ist jedoch sehr groß und es gibt mit einer Station in Chorweiler nur eine einzige Messstation, die in einem Wohngebiet steht und beide wichtigen Kennzahlen zur Feinstaubbelastung misst. Die anderen Messstationen stehen an großen Verkehrsachsen mit wenig Wohnbebauung und dienen primär der Verkehrsmessung. Es existieren daher kaum Messstationen, die die Belastung durch lungengängigen Feinstaub in Wohngebieten messen – dort, wo sich Menschen aufhalten, wenn die Kaminöfen laufen. Hinzu kommt, dass sich die Luftbelastung durch Wind, Bebauung und Anzahl von Kaminöfen von Straßenzug und Veedel sehr stark unterscheiden kann. Schau dir am besten das Beispiel des Feinstaubanstiegs in einem Wohnviertel an.
Ursache 2 – Mittelwerte
Für die Angabe der Luftqualität an den offiziellen Kölner Messstationen wird ein Mittelwert berechnet, der die Feinstaubbelastung über den Tag hinweg darstellt. Da Kaminöfen hauptsächlich in den Abendstunden und am Wochenende in Wohngebieten betrieben werden, geht die hohe Feinstaubbelastung zu diesen Zeitpunkten im Mittelwert unter. In den offiziellen Messdaten wird nicht sichtbar, dass Menschen in Wohngebieten, die abends besonders viel Zeit dort verbringen, einer hohen Schadstoffbelastung ausgesetzt sind, die gesundheitliche Folgen haben kann. Beim Schlafen mit offenem Fenster oder dem Abendspaziergang mit dem Kinderwagen in der winterlichen Kaminluft sind die Belastungswerte also deutlich höher als die in der Wetter-App angegebenen Mittelwerte des Tages.
Mehr zur MessproblematikDas ist falsch, denn wenn du mit Holz heizt, bist du ebenfalls abhängig von der Verfügbarkeit eines Rohstoffes, der aufgrund steigender Nachfrage immer knapper wird. Zudem kommt die Problematik hinzu, dass die Bäume in den benachbarten Wäldern Kölns können gar nicht so schnell nachwachsen, wie das Holz in deinem Kamin verbrennt.
Zudem hat ein Kamin eine hohe Verlustleistung und Holz eine niedrige Energiedichte, sodass du 55 % mehr Brennstoff als beim Einsatz von Erdgas benötigst.
- 1Ist Heizen mit Holz klimaneutral?Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
- 3Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gebäudeenergiegesetzes, zur Änderung der Heizkostenverordnung und zur Änderung der Kehr und ÜberprüfungsordnungDeutscher Bundestag (2023): Gesetzentwurf der Bundesregierung. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gebäudeenergiegesetzes, zur Änderung der Heizkostenverordnung und zur Änderung der Kehr- und Überprüfungsordnung (Bundestags-Drucksache 20/6875), 17.05.2023, Berlin, S. 117ff.
- 4Gesetz zur Änderung des Gebäudeenergiegesetzes, zur Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches, zur Änderung der Verordnung über Heizkostenabrechnung, zur Änderung der Betriebskostenverordnung und zur Änderung der Kehr- und ÜberprüfungsordnungBGBl. 2023 I Nr. 280, 19.10.2023, Berlin, S. 13.